Abwehrkräfte wachsen lassen
Mit natürlichen Mitteln kann man Kinder optimal in der Erkältungssaison unterstützten. Die Kremser Kinderärztin und Expertin, Christine Saahs, gibt Tipps, wie das gehen kann.
„In der Kleinkindzeit ahmt das Kind Tätigkeiten nach die es an anderen beobachtet hat. In dieser Zeit sind die Kinder sehr häufig erkältet und machen diverse Infektionskrankheiten durch. Durch diese großen körperlichen Entwicklungsschritte ist die Infektanfälligkeit nicht verwunderlich“, erklärt Christine Saahs, Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde in Krems.
Wenn die Kinder gerade in den Kindergarten gekommen sind, bringen sie ständig Husten und Schnupfen „mit nach Hause“, sie kommen in dieser Zeit gehäuft in Kontakt mit Krankheitserregern. Das sei ganz normal und für die Entwicklung des Kindes notwendig. Es kann nur dann eigene Abwehrkräfte ausbilden wenn sich das Immunsystem mit den Erkrankungen in seiner Umwelt aktiv auseinander setzt. Mit jeder Infektion wird durch die Stärkung des Immunsystems das Risiko für weitere Infektionen gesenkt, es steigt die emotionale und soziale Kompetenz, davon ist die Kinderärztin überzeugt.
Wichtig ist für sie die Sicherheit der Eltern um Fieberzustände richtig beurteilen zu können. Dabei sei es wichtig den kindlichen Organismus mit seiner Eigenaktivität zu unterstützen und nicht die Symptome zu unterdrücken. Besonders anthroposophische Heilmittel und äußere Anwendungen wie Wickel können dies gut begleiten.
Für viele Krankheiten bei denen der Körper herausgefordert ist etwas zu überwinden und zu verarbeiten, ist Fieber eine entscheidende Hilfe dieses Ziel zu erreichen. Es spielt eine große Rolle bei der Abwehr von viralen, aber auch bakteriellen Erkrankungen, da sich die Viren und Bakterien bei höheren Temperaturen langsamer vermehren. „Wichtig sind während ihr Kind Fieber, hat liebevolle Fürsorge und Ruhe, geduldige Unterstützung des fiebernden Kindes: viel Schlaf und Bettruhe, Ruhe (kein Fernsehen oder Radio), lindernde Hausmittel und Arzneimittel, die den Wärmeorganismus und die Abwehrkräfte stärken“, sagt Saahs. Unruhigen Kindern, die sich trotz des Fiebers ständig abdecken, aufstehen oder herumtoben wollen, brauchen unbedingt einen beruhigenden Erwachsenen, der singt, eine Geschichte erzählt oder einfach nur da ist.
Im Zimmer soll es gut kühl sein, kein Luftzug, aber frische Luft. Bei offenem Fenster gut zu decken. Bei hohem Fieber ohne Durchfall empfiehlt die Kinderärztin viel Flüssigkeit – „Tee oder Halbmilch mit etwas Zucker und Schlehensaft, lau oder kühl“ – , leichte Kost, wenig Fett und Eiweiß. „Ein Kind kann in dieser Zeit nichts zunehmen, das was es abnimmt, holt es rasch wieder auf.“ Wirksam sind Tees die zum Schwitzen anregen, wie Lindenblüten oder Holunder.
Nach der selbständig überwundenen Erkrankungen haben das Kind und sein Immunsystem einen weiteren Entwicklungsschritt vollzogen. „Fieber und Wärmeregulation haben auch eine seelisch-geistige Seite. Wärme zeigt sich nicht nur als etwas, das mit dem Thermometer gemessen werden kann, sondern erscheint beim Menschen immer auch als Ausdruck einer seelisch geistigen Aktivität. Bei Veränderung des Wärmeorganismus ändert sich auch die Eigenaktivität, das Eigenwollen des Kindes, das heißt sein ‚Ich’. Das Fieber hilft somit dem Kind seine Eigenpersönlichkeit zu stärken. Daher erkennt man nach einem durchgemachten fieberhaften Infekt oft einen Entwicklungsschritt. Das Kind hat durch eigenes Bemühen etwas gelernt “, erklärt Saahs.
Bei Gehäuften Infekten rät die Kremser Kinderärztin zu folgenden Verhaltensweisen: Die kindliche Wärmeorganisation sollte gezielt geschützt und gepflegt werden – im Winter etwa durch Einreibungen mit einem wärmenden Öl oder mit einem abendlichen Fußbad. Es sollten fiebersenkende Mittel wann immer möglich vermieden werden und Antibiotika nur dann Anwendung finden, wenn es unbedingt nötig ist. Ein ruhiger und rhythmischer Tagesablauf trägt stark zur Gesundheit der Kinder bei. Eine gesunde Ernährung, die auf gekaufte Fertigprodukte verzichtet und viel frische und selbst zubereitete Kost enthält, wenig Eiweiß, Fett und Zucker. (LW2017)