Pflanzliche Hilfen für die Augen

Augentrost, Kamille, Heidelbeeren oder Aloevera können Augen helfen. Es gibt allerdings auch zahlreiche einfach Hausmittel um das wichtiges Sinnesorgan zu schützen.

Das Auge ist ein wahres Meisterwerk der Natur. Innerhalb von Millisekunden übermittelt es Unmengen von Sinneseindrücken. Etwa 70 Prozent der Umgebungsinformationen nehmen wir über das Sehsystem auf. Dafür müssen sechs verschiedene Muskeln bewegt werden – Sehen ist Schwerstarbeit. Die Linse verformt sich ständig, um sowohl sehr nahe als auch weit entfernte Gegenstände zu fokussieren. Das geschieht automatisch ohne, dass man es merkt.
Mit dem Alter verliert die Linse jedoch ihre Flexibilität – das ist der Grund, warum fast jeder Mensch irgendwann eine Sehhilfe braucht. Zu lange Stunden vor dem Computer, ausgedehnte Autofahrten bei Nacht, falsche Beleuchtung am Arbeitsplatz, Belastung durch verschmutzte Luft führen aber auch dazu, dass die Augen viel mehr aushalten müssen als noch vor 30 oder 40 Jahren.
Für antroposophische Mediziner ist Weg des Lichtes in unser Auge hinein derselbe, „den auch das Ich und die Seele nehmen, wenn man in die Welt blickt“, beschreibt Susanne Vogel, Fachärztin für Augenheilkunde in München. „Das Auge ist ein wesentliches Sinnesorgan in dem 12gliedrigen Sinnesorganismus, weil die Entwicklung von bildhaften Begriffen, die Vorstellungen, für die Entwicklung des modernen Bewusstseins vorrangig ist. Vorstellungen sind zur Individualisierung notwendig, das Auge ist wie kein anderes Sinnesorgan dazu prädestiniert. Somit ist das Auge ein Ort, wo sich Objektivität entwickeln kann“ sagt der Klagenfurter Arzt für anthroposophisch erweiterte Medizin Mario Mayrhoffer.
Sowohl Hausmittel wie auch pflanzliche Produkte bieten allerdings Möglichkeiten, die Augen zu schützen und zu pflegen. Allen voran der Augentrost (Euphrasia officinalis), dessen Name schon viel sagt. Sein Anwendungsspektrum reicht von müden Augen bis Bindehautentzündung und Gerstenkorn. Angewendet werden Kompressen mit einer Abkochung des Krauts. Daneben bietet die Industrie hochwirksame homöopathische Produkte an.
Der Augentrost wächst in Mitteleuropa auf gesunden Wiesen, an trockenen Ufern und in lichten Wäldern. Die Pflanze ist einjährig und wird etwa 15 Zentimeter hoch. Im oberen Bereich verästelt sich die Pflanze. Die Blätter des Augentrostes wachsen gegenständig und sind eiförmig gezähnt. Seine Blüten erinnern ein wenig an Augen, was im Rahmen der alten Signaturenlehre ursprünglich den Bezug zu Augenproblemen aufgezeigt hat und auch bei der Namensgebung beteiligt war. Die Farben der Blüten sind weiss, violett und gelb gemustert. Der Augentrost ist ein Halbschmarotzer, denn er hat Saugwurzeln, die aus den Gräsern der Umgebung Mineralien saugen. Augentrost ist insgesamt eine gesamte Pflanzengattung in der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae). Die über 350 Arten sind fast weltweit verbreitet, mit einem Schwerpunkt auf der Nordhalbkugel. Bereits vor 20 Jahren wurden 46 Augentrostarten in die Rote Liste weltweit gefährdeter Pflanzenarten der aufgenommen. Seither sind einige ganz verschwunden.
Cineraria, auch Silbereiche oder Aschenpflanze, als Augentropfen haben eine entzündungshemmende Wirkung und helfen auch bei Katarakt (grauer Star). Arnica hilft beim sogenannten „Roten Auge“ , einem Bluterguss unter der Bindehaut. Hier sind laut Susanne Vogel die Arnica Augentropfen, Planta tota Rh D3 ein gutes Mittel. Belladonna wiederum die „Augenpflanze“ deren Bedeutung der Begründer der Antroposophie Rudolf Steiner erkannte: er empfahl sie bei Grauem Star, bei kindlichen Sehschwächen sowie allen schweren Entzündungen des Auges.
Die Kräuterspezialistin Maria Treben schwörte bei allen Augenproblemen insbesondere auf Schöllkraut, selbst bei Grauem Star und Netzhautablösung. Der giftig grüne bis orange Saft der frischen Pflanze wird bei geschlossenem Auge in Richtung Augenwinkel gerieben. Aber auch ihr Allroundmittel, der Schwedenbitter, ebenso angewendet, hat die gleiche Wirkung und soll eine gute Sehkraft bis ins hohe Alter bescheren. Schwedenbitter ist eine Komposition von 9 Kräutern plus Theriak, das sich wiederum aus 50 Kräutern zusammensetzt. Insbesondere zur Stärkung der Sehkraft empfiehlt Treben den frischen Saft der Kalmuswurzel, angewendet wie oben. Kalmus ist ihr zufolge auch in allen Verdauungs- und Stoffwechselprozessen wirksam. Wissenschaftlich belegt sind derartige Aussagen allerdings nicht.
Hildegard von Bingen wiederum verwendete allgemein für die Augen Rose, Veilchen und Melisse, was sich wiederum mit gewissen spagyrischen Anwendungen deckt. Ein Rosenblatt morgens aufs Auge gelegt, soll das Triefen aus den Augen ziehen und sie klar machen. Melisse inklusive Wurzel über Nacht in eine sprudelnde Quelle gelegt, dann aufgewärmt und nachts aufs Auge gelegt, verwendete Hildegard von Bingen gegen weiße Hornhautflecken. Veilchenöl nutzte sie für müde und angestrengte Augen. Für Augenschwäche empfahl Sie Pfefferkraut, das roh gegessen nicht nur den Augen hilft, sondern auch dem kranken Magen und bei Depression. Trüben Augen verordnete sie Ingwer, Knoblauch, Weinrebe oder Alant.
Der deutsch-US-amerikanische Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Wolf-Dieter Sporl rät bei Augenbeschwerden wie schwimmenden Pünktchen und unklarem Sehen zu Immergrün, das allerdings leicht giftig ist und deshalb nicht von Laien genutzt werden sollte.
Sicherer ist Blaubeertinktur. In Benetzungslösungen beruhigt und befeuchtet sie müde und gereizte Augen etwa bei Überlastung. Die Heidel- oder Blaubeere wächst als kleiner Strauch in schattigen Wäldern, Torfmooren und Heiden. In der Heilkunde werden sowohl die jungen Blätter als auch die Heidelbeeren selbst verwendet. Beide kommen bei Magen-Darm-Beschwerden, Husten und Augenentzündungen zum Einsatz. Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Heidelbeeren sind Gerbstoffe. Daneben sind Flavonoide, Fruchtsäuren, Vitamine, Mineralstoffe und Zucker enthalten.
Die Kamille oder lateinisch Chamomilla recutita besitzt entzündungshemmende, krampflösende, beruhigende und wundheilungsfördernde Eigenschaften. Das ist vor allem bei der Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen bekannt. Die Wirkstoffe sind im blaugefärbten ätherischen Öl der Kamillenblüte enthalten. Die beiden wichtigsten sind Chamazulen und alpha-Bisabolol. Die Malve besitzt ebenfalls entzündungshemmende, reizmildernde Eigenschaften. Kamille und Malve sind besonders geeignet in Kombination mit Benetzungsmitteln zur Befeuchtung gereizter Augen, etwa nach langer Arbeit am Computer oder in trockenen Räumen. Ein Augenbad sorgt im Gegensatz zu Augentropfen für eine noch bessere Befeuchtung. Gerade wenn die Bindehaut nach einem Arbeitstag vor dem Bildschirm oder nach dem Tragen von Kontaktlinsen belastet und gereizt ist, lindert ein Augenbad sanft und wohltuend die Beschwerden.
Neben Augentrost, das beruhigend wirkt, kann auch ein Aloe-Vera-Gel sinnvoll eingesetzt werden. Es wird aus den wasserspeichernden Blättern der Pflanze gewonnen. Ihm werden entzündungshemmende und wundheilende Eigenschaften zugeschrieben. Eine gute Ergänzung ist die Hyaluronsäure, die im Glaskörper des Auges und in Gelenken als Schmiermittel natürlich vorkommt. Sie kann sehr große Mengen Wasser binden.
Helfen kann auch die Ernährung bei Augenproblemen. Karotten enthalten etwa Vitamin-A und dieser Stoff ist für die Funktion des Auges sehr wichtig. Das Auge braucht Vitamin A, damit die Sinneszellen der Netzhaut das Licht in Nervenimpulse für das Gehirn umwandeln können. Nimmt man zu wenig Vitamin-A auf, kann das die Sehfunktion beeinträchtigen. Wer viele Karotten isst, tut seinen Augen also etwas Gutes, verbessern kann man die Sehkraft allerdings nicht. Doch nicht nur Karotten enthalten das sehkraftstärkende Vitamin A. Auch Paprika, Rote Rüben, Vogerlsalat, Spinat, Marillen und Brokkoli spenden diesen Stoff.
Vitamin C und E schützen die Augen vor „freien Radikalen“. Diese entstehen im Zusammenspiel von Licht und Sauerstoff und gehen eine aggressive Verbindung ein, die die Zellen im Auge schädigen können. Vitamin C ist enthalten in Zitrusfrüchten, Paprika, Hagebutten, Johannis- und Sanddornbeeren, Kiwis, Sauerkraut, Brokkoli, Rosen- und Grünkohl. Vitamin E spenden Pflanzenöle, Nüsse, Soja, Spargel und Grünkohl. Grünes Gemüse genießt generell einen besonders guten Ruf im Hinblick auf die Augengesundheit, denn das enthält dazu noch einen Stoff namens Lutein, der die schädliche UV-Strahlung filtert und so fast wie eine „natürliche Sonnenbrille“ für die Netzhaut wirkt. Es ersetzt allerdings nicht den Schutz durch eine echte Sonnenbrille mit UV-Filter.

10 Tipps zum Schutz vor trockenen Augen
1. Setzen Sie Ihre Augen nicht der Zugluft aus einer Klimaanlage aus.
2. Sorgen Sie für eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung des Körpers.
3. Bei längeren Autofahrten verringert sich die Frequenz des Lidschlags, die Augenoberfläche wird weniger befeuchtet. Einfach alle zwei bis drei Minuten mehrmals schnell hintereinander blinzeln.
4. Wenn Sie am Bildschirm arbeiten sollten Sie jede halbe Stunde fünf bis sieben Minuten Pause machen.
5. Überanstrengte und trockene Augen erholen sich durch einen langen Blick ins Grüne.
6. Massieren Sie die Haut über den Augäpfeln mit den Fingerspitzen kreisförmig und ohne Druck. Das verteilt Tränenflüssigkeit.
7. Wenn Sie Augentropfen in Einzeldosis-Behältern verwenden, sollten Sie Restbestände nach höchstens zwölf Stunden wegwerfen.
8. Schlafen Sie mindestens sieben Stunden, damit sich die Augen regenerieren können.
9. Sorgen Sie für genügend Luftfeuchtigkeit in Ihren Räumen, 45 bis 60 Grad sind okay. Hängen Sie während der Heizperiode einen Luftbefeuchter an die Heizung.
Schützen Sie Ihre Augen mit einer Sonnenbrille vor UV-Strahlung. (LW2017)