Eisenmangel bei Frauen

Müdigkeit, Schwindel, Herzklopfen, rascher Pulsanstieg bei Belastung, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen. Das sind nur einige der vielen Symptome, die ein Eisenmangel verursachen kann.

„Eisenmangel ist die häufigste Form der Mangelerscheinungen weltweit und betrifft besonders Frauen im gebärfähigen Alter. Der Eisenverlust während der Menstruation ist so stark, dass er nicht mehr kompensiert werden kann. Auch bei Blutungen im Magen-Darm-Trakt ist der Eisenverlust hoch, ebenso bei Chemotherapien und verschiedenen Operationen. Vegetarier und Veganer sind auch betroffen, da Fleisch ein guter Eisenlieferant ist“, erläutert Bernd Kleine-Gunk, Gynäkologe in Nürnberg.
Ein Mangel zeige sich als Anämie, die durch Eisenmangel oder auch Folsäuremangel bedingt sein kann. Damit verbunden sind chronische Müdigkeit und ein Leistungsknick. Der Körper braucht Eisen für die Blutbildung und für eine Reihe von Stoffwechselvorgängen, wie die Sauerstoffversorgung der Zellen. Schlechte Ernährung oder Krankheiten können Ursachen für Eisenmangel sein.
Das der Körper Eisen selbst nicht bilden kann, ist er auf die Zufuhr durch die Nahrung angewiesen. Aus einem Eisenmangel kann sich eine Eisenmangelanämie entwickeln. Damit wird eine Erkrankung bezeichnet, die aufgrund eines andauernden Eisenmangels keine ausreichende Blutbildung ermöglicht. Fast 90% der erwachsenen Frauen nehmen täglich zu wenig Eisen zu sich. Etwa jede fünfte erwachsene Frau hat eine problematische Eisenversorgung, auch Mädchen in der Pubertät können betroffen sein.
Das im Körper vorliegende Eisen bildet den roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Ist der Körper mit Eisen unterversorgt, sinkt die Hämoglobinkonzentration im Blut. Das Protein Hämoglobin ist für den Körper lebenswichtig, denn es transportiert den Sauerstoff aus den Lungen zu jeder einzelnen Körperzelle. Bekommt der Körper zu wenig Eisen zugeführt, kann kein Hämoglobin gebildet werden, die Sauerstoffversorgung ist nicht ausreichend und es kommt zu den „klassischen“ Symptomen, wie Müdigkeit und Kopfschmerzen. Die Aufnahme von Eisen erfolgt oberen Teil des Dünndarms. Dabei können jedoch maximal 20 Prozent des zugeführten Eisens auch tatsächlich aufgenommen werden. Im Dünndarm wird es mithilfe des Transporteiweiß-Stoffes „Transferrin“ ins Knochenmark geleitet. Dort werden rote Blutkörperchen (Erythrozyten) gebildet, akut nicht verwertbares Eisen kann mithilfe des Eisenspeicherproteins Ferritin gespeichert oder wird von Fresszellen aufgenommen und ausgeschieden.
„Man kann Eisen zuführen, aber das ist in der Praxis nicht so einfach, da es in oraler Form nicht so gut verträglich ist – es führt zu Übelkeit, Verstopfung und liegt wie Blei im Magen. Eisen ist auch eine sogenannte prooxidative Substanz , das heißt, sie erhöht den oxidativen Stress und führt auch zur schlechten Verträglichkeit. Pflanzliche Eisenpräparate wirken besser – sie werden gut aufgenommen und sind verträglicher. Das Eisen ist in diesen Präparaten in eine Proteinhülle eingepackt und mit anderen Substanzen gemischt, so wird der oxidative Stress gemindert“, sagt Kleine-Gunk. Der Grund ist nicht zuletzt, dass derartige Produkte meist Hilfsstoffe beinhalten, wie etwa Vitamin C, das der wirksamste bekannte Förderstoff der Eisenresorption ist. Vitamin C vermag den eisenhemmenden Effekt vieler Hemmstoffe vollständig aufzuheben. „Die Empfehlung lautet meistens, das Eisen nüchtern zu nehmen, weil es dann besser vom Körper aufgenommen wird. Die Nebenwirkungen sind dann jedoch meistens auch ausgeprägter, sodass dies zu einer noch höheren Abbruchrate unter den traditionellen Eisentherapien führt.“ Bei der Aufnahme von Eisenpräparaten können Übelkeit, Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen auftreten. Frauen sollten 15 mg Eisen über Nahrung zu sich nehmen. In der Schwangerschaft ist der Bedarf erhöht, hier sollte die werdende Mutter auf eine Tagesdosis von 30 mg kommen. Liegt ein Eisenmangel vor, lässt sich dieser allein mit eisenhältigen Lebensmitteln nicht beheben.
Mit einer Eiseninfusion ist eine Möglichkeit gegeben, die Eisenreserven wieder rasch aufzufüllen. Eiseninfusionen empfiehlt Kleine-Gunk, wenn der Hämoglobin Wert unter 8 liegt, da die orale Gabe dann schwierig ist. Intravenös kann man das Eisen höher dosieren für schwere Formen des Eisenmangels. Die Infusion wird vom Arzt über die Vene verabreicht. Dadurch schließt man auch mögliche Nebenwirkungen aus, die bei einer oralen Gabe auftreten können. Diese Form der Eisensubstitution ist vor allem für Betroffene geeignet, die orale Eisenpräparate nicht vertragen, oder für die eine Versorgung durch orale Präparate nicht ausreicht.
Gut ist es, die Aufnahme von Eisen beim Essen mit verschiedenen Lebensmitteln zu fördern. Sie können beispielsweise einen Vitamin-C-reichen Obstsaft zur Mahlzeit trinken oder Zitrusfrüchte als Nachspeise essen. Auf Kaffee, Tee oder Rotwein zum Essen sollte unbedingt verzichtet werden, da die darin enthaltenen Tannine die Eisenaufnahme hemmen. Eine neue Studie zeigte, dass durch die Verwendung von Knoblauch und Zwiebeln die Aufnahme von Zink und Eisen in roher und in gekochter pflanzlicher Kost erheblich verbessert werden kann. Zur Sicherstellung der Eisen und Zink-Versorgung bei veganer Kost lohnt es sich also, oft Zwiebeln und Knoblauch zu verwenden.
Das Spurenelement Eisen ist zudem besonders wichtig für Frauen die regelmäßig laufen, da Laufen einen Mehrbedarf schafft. Beim Laufen geht über den Schweiß viel Eisen verloren. Wenn es nicht sofort zugeführt wird, entsteht ein Mangel. Grünes Gemüse, Haferflocken, Linsen, Amaranth-Getreide und Quinoa am Speiseplan füllt die Eisenspeicher wieder auf. Eine Eisenmangelanämie lässt sich durch eine Laboruntersuchung des Bluts feststellen. Die Diagnostik hat sich jedoch verändert erklärt der Frauenarzt: früher nahm man den Hämoglobin-Wert und das rote Blutbild , heute verwende man den Transferrin-Wert als Marker. (Ina Schriebl, LW2017)