Die Kraft des Sommers im Hafer

Besonders bekömmlich und leicht verdaulich ist der Hafer in Form von Haferflocken, die sich schon als Säuglings- und Kleinkinderkost eignen.

„Kalium für die Verdauung und den gesunden Blutdruck, Magnesium für Herz und Kreislauf, Calcium für die Knochen, Mangan für die gute Laune, Eisen für Vitalität, Zink für die Immunkraft, Vitamin B und wichtige Aminosäuren. Das sind die vielen wertvollen Vitalstoffe des Hafers“, schwärmt der Gesundheitsexperte Prof. Hademar Bankhofer. Besonders bekömmlich und leicht verdaulich ist der Hafer in Form von Haferflocken, die sich schon als Säuglings- und Kleinkinderkost eignen. Mit Milch oder in der Suppe. Dabei spielen das Hafer-Eiweiß und Hafer-Fett eine wichtige Rolle. Mit Haferflocken kann man auch Energie aufbauen, man macht bei geistiger sowie körperlicher Arbeit nicht so schnell schlapp.
Man hat mit der homöopathischen Tinktur „Avena sativa“ gute Erfolge erzielt, besonders für überlastete Manager und Schüler oder Studenten in Examensvorbereitungen, vor allem dann, wenn sie die Tinktur mit der gleichen Menge Baldriantinktur und (oder) dem Homöopathikum „Passiflora“ kombiniert einnehmen.
Der unreife, grüne Hafer wird als grüner Hafertee gegen Gichtbeschwerden zum Abbau von Harnsäure verwendet. Bankhofer: „Früher hat man den Tee gegen Einschlafstörungen, gegen Rheuma und Nervösität eingesetzt. Aber auch bei Entzündungen der Haut und bei Juckreiz auf der Haut.“ Die Kosmetikindustrie verwendet Haferextrakt in Cremes und Salben zur Hautberuhigung und Stärkung der Haarstruktur.
Die Frucht, das Haferkorn wird als vollreifes Korn genutzt. Neben einem hohen Gehalt an den Vitaminen B1 und B6 liefert Haferkorn auch sehr viele Ballaststoffe. Von besonderem Interesse sind dabei die Beta-Glucane, die etwa die Hälfte des Gesamtballaststoffgehaltes im Hafer ausmachen. 100 Gramm Haferflocken enthalten etwa 4,5 Gramm Beta-Glucane, in der Haferkleie sind es sogar über acht Gramm pro 100 Gramm. Die chemisch-physikalischen Eigenschaften der Hafer-Beta-Glucane haben eine Reihe von physiologischen Wirkungen auf den Verdauungstrakt und den Stoffwechsel. Im Vordergrund stehen positive Effekte auf den Cholesterin- und den Blutzuckerspiegel.
Die Fähigkeit der Hafer-Beta-Glucane, Gallensäuren zu binden, führt vermutlich zur Ausscheidung von Cholesterin, was zur Senkung des Gesamt- sowie LDL-Cholesterinspiegels führt. Damit können die Blutgefäße vor schädlichen Ablagerungen geschützt werden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat deshalb im Jahr 2011 bestätigt, dass der Verzehr von Beta-Glucan aus Hafer zur Senkung des Cholesterolspiegels beitragen kann.
Die Ballaststoffe verzögern die Aufnahme der Nährstoffe ins Blut. Dies führt zu einem weniger starken und zeitverzögerten Anstieg des Blutzuckerspiegels, was zu einer geringeren Ausschüttung von Insulin führt. Bereits vor 100 Jahren wurden deshalb Hafertage für Patienten eingeführt, die an Diabetes mellitus Typ 2 leiden. Eine neuere Studie am Diabetologikum in Berlin hat ergeben, dass die Insulingabe bei Patienten mit einem hohen Insulinbedarf nach zwei Hafertagen um bis zu 30 Prozent gesenkt werden kann. Der positive Effekt soll bis zu vier Wochen bemerkbar sein.
Daneben zeigen die Beta-Glucane positive Effekte auf die Verdauungsfunktion. Die viskose Substanz aus den löslichen Ballaststoffen schützt die Darmwand vor äußeren Reizen und beruhigt den empfindlichen Magen. Die unlöslichen Ballaststoffe wirken regulierend auf die Verdauungstätigkeit.
Ob Menschen mit Zöliakie zu Haferprodukten greifen können, ist nicht völlig geklärt. Krankheitsauslöser sind die Prolamine, im Hafer das Avenin, das jedoch nur zu 15 Prozent im Gluten des Hafers enthalten ist. Damit ist der Prolaminanteil im Hafer kaum höher als bei Hirse, Mais und Reis, die als glutenfrei gelten, in Weizen, Roggen und Gerste liegt er dagegen bei 34 bis 50 Prozent. In mehreren Studien mit Zöliakiepatienten zur Verträglichkeit des Hafers hat sich gezeigt, dass kleinere Mengen von Hafer in der Regel gut vertragen werden. In Schweden und Finnland gilt die Aufnahme von bis zu 50 Gramm täglich für Zöliakiekranke als unbedenklich, allerdings muss es sich um „nicht-kontaminierten Hafer“ handeln, der eigens für diesen Zweck angebaut wird und nicht mit glutenhaltigem Getreide verunreinigt sein darf.
Bei Hafer als Hausmittel ist an erster Stelle das Bad zu nennen. Bei Rheuma, Gicht und anderen Stoffwechselstörungen wird es empfohlen. Gehäckseltes Haferstroh – für ein Vollbad etwa 100 g – wird mit 3 l Wasser etwa 20 Minuten gekocht, abgeseiht und dem Bad zugesetzt.
Natürlich sind auch in der Volksmedizin Hafersuppen, Haferschleim und Haferbrei als schonende und kräftigende Kost beliebt. Die Hafergrütze gibt man bei Magen- und Darmbeschwerden, bei Nieren- und Blasenleiden, bei Erkrankungen der Leber, der Milz und der Lunge, bei Nervenleiden und Schlaflosigkeit. (Adolf Schriebl, LW2017)

Verwendete Literatur:
Franke, W.: Nutzpflanzenkunde. Thieme Stuttgart – New York 1989.
Pahlow, M.: Das große Buch der Heilpflanzen. Gräfe und Unzer 1987.